Hans Kratz

Der Bürgerpark Maria Lindenhof

Ein Ort, der der Seele guttut.

In Italien, im Tal des heiligen Eusebius, welches die Italiener Valsanzibio nennen, gibt es einen Park, der mit seinen Besucherinnen und Besuchern spricht. Da es ein italienischer Park ist, spricht er diese natürlich auf Italienisch an. Und da es ein kunstvoll gestalteter Park aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ist, spricht er mit allen Ankommenden in wundervoll poetischen Sätzen. In diesen Sätzen stellt sich der Park den herumwandelnden Menschen vor und legt gleichzeitig ein Fundament für sein Selbstverständnis sowie das aller anderen Parks und Gärten auf dieser Erde, also auch für diesen wunderschönen Park hier zwischen Lippe und Wesel-Datteln-Kanal, den die Dorstenerinnen und Dorstener Bürgerpark Maria Lindenhof getauft haben.

„Neugieriger Besucher.“ so spricht der Park, “du kommst hierher und glaubst, bestaunenswerte Kunstwerke vor zu finden. Wisse aber, dass alles was hier schön und gut erscheint, der Natur und nicht der Kunst zu verdanken ist.“

Wenn wir unseren Park betreten, so stehen wir also zunächst vor einem Meisterwerk der Natur und erst in zweiter Linie vor einem von Menschen geschaffenen Kunstwerk. Das, was wir im Park an Kunst bewundern dürfen, wie etwa das Stadtkrone-Monument auf dem Hügel zwischen Lippe und Kanal, fällt in die Bedeutungslosigkeit vor der Schönheit einer Jahrhunderte alten Linde, verblasst vor dem unbändigen Gestaltungswillen, mit der die Natur immer wieder Teile unseres Parks neu modelliert. Wir sind staunende Gäste in einem Gesamtkunstwerk, welches die Natur in einem fortwährenden Prozess formt und gestaltet.

Wenn wir in diesem Bewusstsein über die Baumpiazza oder den Obsthain oder vom Kanal her diesen Park betreten, können wir leise aber deutlich das vernehmen, was uns der Park – getreu der Vorgabe aus dem Valsanzibio – als nächstes zuraunt: „Hier ist kein Ort des Weinens, sondern des Lachens. Kein Alltagsgezänk dringt hier hinein. Dort die Hölle und hier das Paradies.“ (im Original:“ Qui non ha loco il pianto ha sede il riso / Della corte il fulmine qui non s’ode / ivi é l’inferno e qui il paradiso“)

Wenn unser Park von sich selbst behauptet, das Paradies zu sein, so ist dies sicherlich der höfisch, lyrischen Übertreibung des 17. Jahrhunderts zuzuschreiben. Was er uns aber sagen will ist: „Lieber Besucher, liebe Besucherin, dies ist ein Ort, der der Seele gut tut“. Das mag möglicherweise etwas esoterisch klingen, aber eine aktuelle Studie des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim konnte im Jahr 2019 zweifelsfrei nachweisen, dass Grünflächen und Parks einen positiven, ausgleichenden Effekt bei der Verarbeitung negativer Emotionen und stressiger Umwelterfahrungen haben. Und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Aarhus in Dänemark konnten im gleichen Jahr in einer groß angelegten Studie nachweisen, dass für Menschen, die umringt von Wäldern, Wiesen, Gärten und Parks groß werden, ein um 55% geringeres Risiko für psychische Erkrankungen besteht.

Eigentlich eine Binsenweisheit, die auch jener Park im fernen Italien schon vor 250 Jahren kannte. In dieser grünen Oase hier zwischen Lippe und Kanal können alle – zu mindestens für eine gewisse Zeit – Belastendes hinter uns lassen, und die Freiheit der weitgehenden Absichtslosigkeit genießen. Das mag zunächst verstörend sein, ist aber im Weiteren garantiert bereichernd.
Jeden von uns treibt eine ganz besondere Sehnsucht um. Die Sehnsucht nach Tiefe, nach einer inneren Kraft, nach einer inneren Verwurzelung, die einen widerständig machen kann, die einen immer wieder auf den eigenen Weg bringt. Hier an diesem spirituellen Kraft-Ort – in einer Mulde zwischen Lippe und Kanal – besteht die Möglichkeit, zu dieser inneren Kraft, der inneren Verwurzelung zu finden. Inspirationsquellen dazu gibt es in unserem Park jede Menge.
Etwa den Aussichtspunkt zwischen Lippe und Kanal mit dem Stadtkrone-Denkmal, welches hoch oben auf dem  Bauschutt des 800 Jahre alten Dorstener Franziskaner-Klosters über die Geschicke dieser Stadt wacht, oder den Obsthain mit seinen 20 unterschiedlichen Apfelsorten oder die Baumpiazza mit ihren 25 Platanen und der Möglichkeit, bei einer Runde Schach oder Boule zu entspannen. Nicht zu vergessen: die Terrassen zum Kanal hin oder das Amphitheater mit seinem inspirierenden Kulturprogramm während der Sommermonate.

Von Erich Kästner stammen die folgenden Zeilen:

Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden,
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm.
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.

 

An welchem Ort kommen wir dieser Erkenntnis näher als in dem schönen Park zwischen Lippe und Kanal, unserem Bürgerpark Maria Lindenhof?

Joachim Thiehoff

Der Bürgerbahnhof Dorsten

Idee und Aktivitäten in der Entwicklungsphase

Der Bahnhof Dorsten soll von 2018 – 2020 im Rahmen von „Wir machen MITte – Dorsten 2020“ umfassend saniert und zu einem Bürgerbahnhof entwickelt werden. Dazu hat die Stadt Dorsten im Frühjahr 2016 in vier Bürgergesprächen mit Bürgern und Vereinsvertretern ein Nutzungskonzept entwickelt. In der Konzepterarbeitung wurde eine Nutzung gesucht, die der städtebaulichen Bedeutung des Gebäudes gerecht wird, die sich aus seiner Lage und seiner historischen Dimension ergibt. Der Bürgerbahnhof soll ein öffentliches Gebäude mit vielen Möglichkeiten der Nutzung werden, z. B. Kontakt und Begegnung zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Nutzung durch Vereine und Gruppen sowie klassische Serviceangebote für Reisende. Er wird diese Nutzung auf mehreren Etagen ermöglichen. Bauliche und konzeptionelle Ausgestaltung werden dazu Räume und Ausstattung, aber auch eine ausgeprägte Kooperationsatmosphäre und kreatives Potential bieten.

Ein wesentlicher Baustein dazu wird eine Gaststätte im Erdgeschoss sein, die sowohl für Reisende als auch für die Bewohnerschaft zur Verfügung stehen soll. Sie wird eine am Alltag orientierte Versorgung einschließlich eines Kioskverkaufs für Reisende und einen attraktiven Aufenthalt anbieten. Gruppen- und Arbeitsräume, Büros und Lagermöglichkeiten im Gebäude sollen als ein Zuhause für die Vereine und Gruppen entstehen. Von großer Bedeutung wird auch sein, dass das gesamte äußere Umfeld neu gestaltet und der Bahnhof an die Innenstadt sowie die umliegenden Wohnquartiere besser angebunden wird. Das gibt den Betreibern und Gästen des Bürgerbahnhofs zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten und fördert die Anbindung an das städtische Leben.

Im Rahmen der Beteiligung vieler Vereine, Gruppen und Personen zeigte sich, dass das Konzept des Bürgerbahnhofs aus dem Gebäude wieder einen attraktiven öffentlichen Ort machen kann, der für die Stadtgesellschaft Dorstens eine hohe Strahlkraft entwickeln wird.

Der Bürgerbahnhof als Ort für Beschäftigung und Qualifizierung

Die Stadt Dorsten hat sich mit der in Dorsten ansässigen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft „Dorstener Arbeit gGmbH“ vereinbart, dass diese als Betreiberin des Bürgerbahnhofs fungieren wird. Die Betreiberschaft beinhaltet alle alltäglichen Arbeiten der Gebäudeverwaltung und -pflege, den Betrieb der Gaststätte sowie die Begleitung der bürgerschaftlichen Nutzungen, mit denen die Dorstener Arbeit in Kooperation die Marke „Bürgerbahnhof Dorsten“ weiter entwickeln wird. Ein entsprechendes Corporate Design wurde bereits erarbeitet. Alle von der Dorstener Arbeit dort durchgeführten Tätigkeiten erfolgen im Rahmen von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen und sind darüber als gemeinnützig eingestuft. Den an diesen Maßnahmen teilnehmenden Personen werden sich umfangreiche Möglichkeiten des Lernens und Ausprobierens bieten. Dazu gehört auch, dass die Gastronomie als Ausbildungsgastronomie betrieben werden soll.

Bürgerschaftliche Aktivitäten

Aus den Bürgergesprächsabenden in 2016 hat sich eine feste bürgerschaftliche Arbeitsgruppe von 10 – 15 Personen ergeben, die seit dem den Entwicklungsprozess durchgehend begleitet. Sie setzt sich aus Bürgern ohne formale Funktion, aber auch aus Vertretern Dorstener Vereine zusammen, die mit dem Bahnhof in enger Verbindung stehen oder ihn für ihre Vereinsarbeit als spannenden Ort entdeckt haben, z. B. die Eisenbahnfreunde OnWheels oder der Kunstverein Virtuell Visuell. Die Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Planungs- und Bauphase bis zur Eröffnung Ende 2020 zu nutzen, den Bürgerbahnhof bekannt zu machen und bei Eröffnung in der Dorstener Stadtgesellschaft bereits eine Entdeckungs- und Nutzungslust geweckt zu haben. Dazu führt sie in lockeren Abständen unterschiedliche Kunst-, Kultur- und Freizeitaktivitäten durch. Außerdem ist sie bei Veranstaltungen in der Dorstener Innenstadt mit Informationen und Anschauungsmaterial präsent.

Alle Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Initiativen sind eingeladen, Teil der „Bahnhofsfamilie“ zu werden, und mit ihren Ideen und ihrem Interesse die Zukunft des Bahnhofs mitzugestalten.

Ansprechpartner: Joachim Thiehoff, Büro für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport der Stadt Dorsten, Telefon: 02362 663334, Mail: joachim.thiehoff@dorsten.de

 

Joachim Thiehoff

Der Stadtdialog für Menschenwürde, Demokratie und Respekt und die Dorstener Erklärung

Auf Initiative von Bürgermeister Tobias Stockhoff wurde im Herbst 2018 der Dorstener Stadtdialog für Menschenwürde, Demokratie und Respekt gestartet.

Dieser Dialog scheint dringend notwendig. Auch in unserer Stadt werden Feuerwehrleute in ihrem Dienst behindert und Menschen anderer politischer Gesinnung oder mit Migrationshintergrund öffentlich beschimpft. Der Ton in den „sozialen“ Netzwerken wird immer rauer. Nachbarschaftsstreitigkeiten nehmen zu. In der Stadtgesellschaft spüren wir  immer deutlicher den zunehmenden Egoismus. Frust und Enttäuschung über die Politik prägen bei manchen das Wahlverhalten.

Mit dem Stadtdialog hat der Bürgermeister die Dorstenerinnen und Dorsten eingeladen und gebeten, einen Beitrag dazu zu leisten, dass wir diesen zunehmenden Prozess aufhalten.

Der Dialog wurde von vielen Gruppen und Institutionen, aber auch von Einzelpersonen aufgegriffen und verbreitet sich immer mehr in Dorsten. Das geschieht in Stadtteilkonferenzen, in kirchlichen Jugendgruppen, in Schulklassen, aber auch in Familien und Nachbarschaften.

Viele Menschen zeigen, dass sie sich mit der aktuellen Entwicklung nicht abfinden wollen. Dabei bringen sie zum Ausdruck, dass es nicht um gegenseitige Ausgrenzung gehen darf, sondern das Gespräch und die Auseinandersetzung gesucht werden sollten. Das Positive, die gemeinsamen Möglichkeiten sollen im Vordergrund stehen.

 Bürgermeister Stockhoff hat in vielen Gesprächen zum Ausdruck gebracht, dass wir das Gespräch vor allem an den Orten suchen sollten, „an denen sich Menschen abgehängt fühlen von der Entwicklung. Was bewegt sie, was sind ihre Anliegen? Können wir diese Menschen dafür gewinnen, ihre Anliegen ohne Herabwürdigung und Polemik in ehrlicher und wertegetragener Auseinandersetzung zu vertreten.“ So beschreibt er es in einem Beitrag für den Heimatkalender Dorsten 2020. Er glaube vor allem an Begegnungen und Gespräch, die den Menschen Würde und Bedeutung im gesellschaftlichen Miteinander vermitteln. Der Stadtdialog lädt dazu ein, eine für alle gewinnbringende Kommunikation zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung zu stärken.

Auch der Stadtrat hat sich dieser Diskussion gestellt. Alle eingebrachten Vorschläge für diesen Dialog wurden abschließend in einem Bürgerkonvent im September 2019 zusammengetragen. Daraus haben Bürger*innen sowie Vertreter aus Verwaltung und Politik die „Dorstener Erklärung“ entwickelt. Zehn Punkte beschreiben Anliegen, Anforderungen und Vorschläge für ein friedliches und verbindendes Miteinander in Dorsten.

Die Erklärung wurde am 2. September 2020 vom Dorstener Stadtrat einstimmig beschlossen und wird seit dem verbreitet. Alle Dorstener Bürger*innen haben die Möglichkeit, den Inhalten der Erklärung mit ihrer Unterschrift zuzustimmen. Dies ist möglich auf dem Handzettel, den die Stadt Dorsten herausgegeben hat, sowie online unter www.dorsten.de/stadtdialog.

Mit ihrer Zustimmung erklären sich die Unterschreibenden bereit, im Sinne einer Selbstverpflichtung Handelnde für Menschenwürde, Demokratie und Respekt in Dorsten zu werden.

Bürgermeister Tobias Stockhoff bringt es sehr eindrücklich auf den Punkt:

„Damit es nicht alleine bei Zeichen bleibt, sind wir – „die Stadt“, also alle 76.000 Menschen in Dorsten, aufgefordert unseren Beitrag zu leisten, damit das Klima des Zusammenlebens in unserer Stadt wieder besser wird. Aufstehen für den Schutz des menschlichen und gesellschaftlichen Miteinanders.“

Der Stadtdialog soll langfristig weitergeführt werden. So ist z. B. daran gedacht, in Dorsten einen jährlichen Tag des Grundgesetzes einzuführen, eine der zentralen Grundlagen für das Zusammenleben.

Informationen zum Stadtdialog erhalten Sie im Büro für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport der Stadt Dorsten, Telefon: 02362 663334. Dort können Sie sich auch melden, wenn Sie aktiv am Stadtdialog mitwirken möchten.