Gaby Hasenjürgen 

 

geht es stromaufwärts?

geht es stromabwärts?

oder

gehen wir einfach den

Bach runter?

das Wasser steigt

der Pegelstand ist

bedrohlich

doch wir können uns

noch retten

Gemeinsam innehalten

dem Fluss Gehör

schenken

Wir brauchen die Natur

die Natur braucht uns

nicht

Jana Mengede, Hochwasser der Lippe in Hervest Dorsten 2023

Dr. Svenja Fischer  I  Hydrology and Environmental Hydraulics Group, Wageningen University NL

Hochwasser

Hochwasser zählen zu den Naturkatastrophen, die weltweit die größten Schäden hervorrufen. Die zehn größten Naturkatastrophen im Jahr 2024 verursachten zusammen mehr als 4 Milliarden US$ (Munich Re). Dazu beigertragen haben u. a. die beiden großen Hochwasserkatastrophen in den USA durch die beiden Hurricanes “Helene” und “Milton”.  Auch Deutschland war erneut von Hochwassern betroffen. Im Juni 2024 wurden große Teile Süddeutschlands von enormen Niederschlagsmengen getroffen, die teils bis zu 300 Millimeter Regen innerhalb von vier Tagen brachten. Eine solche Menge Niederschlag tritt im statistischen Mittel seltener als alle 100 Jahre auf. Ursächlich für diese Niederschläge war eine sogenannte Vb-Wetterlage, welche feuchte Luft aus der Mittelmeerregion bringt. Das Hochwasser 2024 war jedoch bei weiten nicht das einzige Extremereignis, welches Deutschland in den letzten Jahren getroffen hat. Schon im Winter 2023/2024, im Juni 2021, im Juli 2017, und Juni 2013 wurden außergewöhnlich große Hochwasser in verschiedenen Regionen in Deutschland beobachtet, und das nur innerhalb der letzten Jahre. Angesichts dieser enormen Anzahl an Hochwassern in Deutschland, aber auch auf der ganzen Welt, fragt man sich unwillkürlich, ob und inwiefern solche Ereignisse häufiger und eventuell sogar extremer werden.

Die Wissenschaft beschäftigt sich seit vielen Jahren mit genau diesen Fragen. In der Tat kann festgestellt werden, dass das veränderte Klima zu einem häufigeren Auftreten von Starkregenereignissen führt (World weather attribution). Gleichzeitig werden die Winter kürzer und Schneefall tritt deutlich seltener in den flachen Gebieten Deutschlands auf. All dies hat einen Einfluss auf Hochwasser. So kann für Deutschland beobachtet werden, dass in den letzten dreißig Jahren die Anzahl an Hochwasser ausgelöst durch Starkregen deutlich zugenommen hat. Solche Hochwasser sind zumeist gekennzeichnet durch kurze aber sehr steile Hochwasserwellen, welche jedoch aufgrund von hohen Hochwasserscheiteln enorme Schäden anrichten. Starkregen können prinzipiell überall in Deutschland auftreten, wie die Ereignisse in Münster 2014 (290 l/m² in sieben Stunden) oder im Erzgebirge 2002 (312 l/m² innerhalb von 24 Stunden) eindrucksvoll zeigen. Daher sind auch Starkregenhochwasser prinzipiell überall erwartbar. Das veränderte Klima führt jedoch gleichzeitig auch dazu, dass bestimmte Hochwassertypen nahezu verschwinden in Deutschland. So ist auffällig, dass in der oben genannten Liste der Hochwasser der letzten zehn Jahre nur ein Hochwasser im Winter auftrat. Generell verschieben sich die Hochwasser in Deutschland eher in den Frühling und Sommer, während Hochwasser ausgelöst durch Schneeschmelze, insbesondere in flacheren Gebieten, kaum noch auftreten. Andere Hochwasser, wie z. B. Eishochwasser (Hochwasser ausgelöst durch Eisstau in Flüssen), sind komplett verschwunden in den letzten Jahren.

Nun kann man argumentieren, dass es extreme Hochwasser schon immer gab und dies ist in der Tat nicht zu bestreiten. Aus vielfältigen Chroniken ist bekannt, dass auch in den letzten Jahrhunderten teils sehr extreme Hochwasser in Deutschland zu großen Schäden führten. Daher ist auch nicht pauschal davon auszugehen, dass zukünftige Hochwasser immer extremer hinsichtlich ihrer höchsten Wasserstände werden. Was jedoch extremer wird, und das ist bereits jetzt zu spüren, ist ihre Anzahl.

Doch nicht nur das Klima verändert die Auswirkungen von Hochwassern in Deutschland. Durch zunehmende Bebauung in Überschwemmungsgebieten und einen generellen Bevölkerungswachstum in Deutschland in den letzten Jahrzehnten sind immer mehr Menschen von Hochwassern betroffen. Die zunehmende Versiegelung von Böden und das Verschwinden von natürlichen Rückhalteräumen trägt ebenso zu steigenden Hochwasserschäden bei. All dies bringt neue Herausforderungen für den Hochwasserschutz. Viele bestehende Maßnahmen sind den aktuellen Wassermassen nicht mehr gewachsen oder sind strukturell veraltet. Eine Alternative bieten Maßnahmen, die den Flüssen mehr Raum bieten, wie z. B. die Renaturierung der Flussläufe. Durch eine Wiederherstellung des natürlichen Zustandes des Flusses können Überschwemmungsflächen zurückgewonnen werden. Die Lippe ist nur ein Beispiel, wie in Deutschland durch eine Renaturierung neue Überschwemmungsflächen geschaffen wurden. Diese können im Falle eines Hochwassers eine große Menge Wasser aufnehmen und zurückhalten und somit Überschwemmungen flussabwärts vermindern oder sogar vermeiden.

Doch auch jeder einzelne kann dazu beitragen, die Auswirkungen von Hochwassern zu reduzieren. Ein großes Problem bei der Hochwasservorsorge ist das sogenannte Hochwassergedächtnis. Studien zeigen, dass die Erinnerung an vergangene katastrophale Hochwasser in einer Region nicht einmal zwei Generationen, also 50 bis 60 Jahre, anhält. Dies führt zu einem falschen Risikobewusstsein und oftmals zu einer unzureichenden Vorsorge oder dem falschen Verhalten bei Hochwasser. Einfache Maßnahmen, wie z. B bei einer Hochwasserwarnung nicht im Überschwemmungsgebiet zu parken oder bei steigenden Wasserständen nicht mehr den Keller zu betreten, können die Auswirkungen von Hochwassern deutlich reduzieren.

Während also veränderte Bedingungen zu einem steigenden Hochwasserrisiko führen, sind auch gleichzeitig viele Maßnahmen in der Planung oder bereits umgesetzt, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken. Dennoch sollte jedem/jeder Einzelnen bewusst sein, dass auch in Zukunft Hochwasser jederzeit auftreten können.

 

Jana Mengede, Hochwasser an der Lippe in Hervest Dorsten 2023

Alexander Hartung  I  Lippeverband

Hochwasser und Hochwasserschutz an der Lippe

Hochwasser an der Lippe ist kein seltenes Phänomen, vor allem für das Umfeld von Dorsten mit seinen tiefliegenden Auengebieten und seiner Lage im Bereich der Bergsenkungen des Bergwerks Lippe. Der Entstehungsort eines Hochwassers hängt in erster Linie mit dem Auftreten kräftiger Niederschläge in einem bestimmten Einzugsgebiet zusammen. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob die Niederschläge im Sommer durch Starkregen oder Gewitter verursacht werden oder ob eine Kombination aus mehrtägigen ergiebigen Niederschlägen im Winter und möglicherweise zusätzlich eine rasante Schneeschmelze vorliegt.

Die Lippe und ihre Nebenläufe

Auf den 220 km Fließlänge der Lippe sind einige bedeutende Nebenläufe vorhanden, von der Quelle aus betrachtet sind dies zu Beginn vor allem die Pader, die Alme und die Ahse. Eigentlich bilden erst die Nebenläufe Pader und Alme die Lippe, da diese beiden Nebenläufe deutlich mehr Wasser führen als die Namensgeberin. Bei der Einmündung der 59 km langen Alme hat die Lippe gerade erst 11 km hinter sich. Als weiterer bedeutender Nebenlauf mündet bei Hamm die Ahse ein, von der Größenordnung ist sie vergleichbar mit Pader und Alme, nur weist die Lippe jetzt 94 km Fließlänge auf und befindet sich seit Lippstadt bereits in ihrem mittleren Flussabschnitt.

Mit der Einmündung der Seseke in Lünen nach rund 123 km Fließlänge beginnt der Unterlauf der Lippe. Die Stever ist der größte Zufluss der Lippe, nachdem sie zuvor den Hullerner und den Halterner Stausee durchquert hat, gelangt sie in Haltern dazu. Nur 1 km kürzer als die Alme verfügt die Stever mit rund 902 km² ebenfalls über das größte Nebeneinzugsgebiet und liefert im Mittel 5,5 m³/s Zufluss. Am Pegel Haltern, der kurz hinter der Stevermündung liegt, fließen damit rund 33 m³/s durch die Lippe. Mittlerweile hat die Lippe 165 km Fließweg hinter sich und bewegt sich seit geraumer Strecke in großen Schleifen langsam strömend durch die Landschaft.

Die Lippe im Bereich Dorsten

Die beiden letzten größeren Nebenläufe mit einer Mittelwasserführung von jeweils knapp 2 m³/s sind der Rapphofs Mühlenbach und der nur 2 km später dazukommende Hammbach. Beide münden im Bereich der Stadt Dorsten, wo das Wasser der Lippe schon 190 km unterwegs war. Der Pegel Dorsten befindet sich zwischen dem Rapphofs Mühlenbach und dem Hammbach. Hinter Dorsten gibt es auf den verbleibenden 30 km nur noch einige wenige unbedeutende Zuflüsse, dementsprechend bleiben auch die Wassermengen bis zur Mündung nahezu konstant. Hochwässer vergrößern sich auf dieser letzten Strecke nicht mehr, dass ankommende Wasser überflutet große Teile der flachen Landschaft und wird ansonsten nur weiter transportiert. Bereits in Krudenburg ist der Einfluss des Rheins spürbar, dies natürlich nur bei entsprechend großen Ereignissen im Rhein, wie dies letztmalig am 31. Januar 1995 der Fall war.

Hochwasser in Dorsten

Für den Pegel Dorsten wurde innerhalb der letzten 31 Jahre ausgezählt, zu welchen Zeiten die meisten Hochwässer auftreten. Von diesen 31 Ereignissen traten 18 im meteorologischen Winter auf (Dezember bis Februar) und 10-mal betrafen Hochwässer das Frühjahr (März bis Mai). Auf den Sommer (Juni bis August) entfielen 2 Ereignisse und auf den Herbst (September bis November) schließlich nur 1 Hochwasser.

In der Rangliste der 10 höchsten Ereignisse am Pegel Dorsten befindet sich interessanterweise das einzige Herbsthochwasser (03.11.1998) auf Platz 3, ein Sommerhochwasser (24.08.2007) auf Platz 9, die restlichen Plätze werden von Winterereignissen belegt. Das höchste Hochwasser in den letzten 30 Jahren wurde am 04. Januar 2003 mit einem Pegelstand von 988 cm gemessen, das zweithöchste Ereignis vom 15. Januar 2011 erreichte einen Wasserstand von 926 cm am Pegel Dorsten.

Um den Verlauf und die Entwicklung eines Hochwassers besser verstehen zu können, werden hier einige große Ereignisse kurz vorgestellt.

Hochwasser vom 4. Januar 2003

Im Verlauf des Hochwassers vom 04.01.2003 musste in Dorsten kurz nach dem Jahresbeginn 2003 die Hohenkampbrücke angehoben werden, da sie in die Wassermassen einzutauchen drohte.

Schon im November 2002 waren überdurchschnittlich hohe Niederschläge zu verzeichnen, die sich im Dezember fortsetzten und zu einer hohen Bodenfeuchte führten. Daher wurde ab Mitte Dezember vorsorglich ein Monitoring der Niederschlags- und Durchflussverhältnisse im Verbandsgebiet eingerichtet. Ab dem 21.12.02 führten von Westen heranziehende Tiefausläufer milde und feuchte Meeresluftmassen in die Emscher- und Lippe-Region. Im weiteren Verlauf stellte sich dann ein stetiger Luftmassenwechsel von nach Osten wandernder milder, feuchter Meeresluft und aus dem Norden kommender polarer Kaltluft ein. Dadurch kam es im gesamten Lippeeinzugsgebiet zu erhöhten Niederschlagsmengen. Im Zeitraum vom 29.12.2002 bis zum 03.01.2003 fielen Niederschlagssummen in der Höhe von 88 mm im Bereich Dorsten und bis zu 147 mm im Bereich Lünen. Der mittlere Niederschlag im Januar beträgt normalerweise 64 mm für das Lippegebiet.

Ab dem 02. Januar wurden erste Prognoseberechnungen für das anlaufende Hochwasser durchgeführt, die durch die erneuten Niederschläge am 03. Januar 2003 nach oben korrigiert wurden. Die Wiederkehrwahrscheinlichkeit des Hochwassers wurde schließlich mit 25 Jahren bestimmt, dies bedeutet, dass ein vergleichbarer Wasserstand einmal in 25 Jahren auftritt. In Dorsten herrschte am 04. Januar um 19:25 Uhr ein maximaler Durchfluss von 444 m³/s zum Zeitpunkt des höchsten Wasserstandes. Die Lippe benötigte volle 4 Tage, bevor sie unter die Hochwasserwarnstufe von 800 cm fiel. Bedingt durch einige nachlaufende kleine Hochwasserwellen, erreichte die Lippe den langjährigen Mittelwasserstand (507 cm) erst wieder am 24. Februar 2003.

Hochwasser vom 15. Januar 2011

Im Dezember 2010 herrschte in Deutschland eine hochwinterliche Wetterlage, die durch den Mix aus polarer Kaltluft und feuchter Meeresluft zu Rekordschneefällen und eisigen Temperaturen geführt hatte. Ab dem 05. Januar 2011 gelangten in kurzer Abfolge atlantische Tiefausläufer nach Deutschland, die mit Temperaturen bis 15°C zu starkem Tauwetter in allen Höhenlagen führte. Hinzu kamen erhebliche Niederschlagsmengen, die insbesondere im Westen und Südwesten Summen von 25-50 mm, lokal auch darüber, erreichten. Diese Kombination aus Tauwetter und Dauerniederschlag führte zu einer ersten Hochwasserwelle, welche ihren Scheitel in Dorsten am 10. Januar 2011 erreichte.

Bedingt durch die vollständig mit Wasser gesättigten Böden fielen die Pegelstände an der Lippe, trotz kurzzeitigem Zwischenhocheinfluss am 10. und 11. Januar, nur langsam. Die ab dem 12. Januar wieder einsetzenden Starkniederschläge trafen somit auf hohe Wasserstände in den Flüssen und auf einen Boden, der kein Wasser mehr aufnehmen konnte. In der Zeit vom 12. bis zum 14. Januar 2011 fielen dann Niederschlagsmengen, die im Mittel im Lippegebiet rund 40 mm, an einzelnen Stationen auch bis 50 mm betrugen. Diese lösten die zweite und auch deutlich höhere Hochwasserwelle aus, deren Scheitel am Samstag, den 15. Januar 2011 um 08:55 Uhr den Pegel Dorsten mit 327 m³/s in der Spitze und einem Wasserstand von 926 cm erreichte. Dies entspricht im Bereich Dorsten einem Hochwasser, das alle 5 Jahre auftreten kann.

Insgesamt verliefen beide Hochwasserwellen unkritisch, jedoch waren sehr lang andauernde Hochwassereinsätze in den Bezirkszentralen des Betriebes vor Ort, insbesondere im Bereich westliche Lippe, erforderlich. Hinzu kam, dass der Mündungsbereich der Lippe durch ein zeitgleiches Hochwasser des Rheins zurückgestaut wurde. Positiv wirkte sich aus, dass die Hochwasserwellen in den großen Nebenläufen dem eigentlichen Lippehochwasser voranliefen und nicht mit diesem zusammentrafen.

Heinrichsflut 1965 und Sommerhochwasser 1968

Am 15. und am 16. Juni 1965 kam es zu mehreren schweren Unwettern im Bereich von Nordhessen, Südniedersachsen, Ostwestfalen sowie in Teilen von Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Es entstanden Schäden in Millionenhöhe und auf beiden Seiten der damaligen innerdeutschen Grenze starben Menschen in Folge der Unwetter oder aufgrund der daraus resultierenden Hochwasserereignisse. Die damals aufgetretenen Hochwässer wurden im Nachhinein unter dem Namen der „Heinrichsflut“ zusammengefasst. Im Einzugsgebiet der Lippe war das Gebiet der Alme im Westen der Paderborner Hochfläche besonders betroffen. Die stromab laufende Hochwasserwelle überflutete die Innenstadt von Lippstadt bis zu einem Meter hoch, in Hamm, Haltern am See und Dorsten wehrten die Deiche die Überflutungen ab.

Nur drei Jahre später wurde der Bereich von Soest über Werl bis nach Dortmund von schweren Unwettern betroffen. Am Samstag den 15. Juni 1968, setzte im Bereich Werl ab 17:00 Uhr wolkenbruchartiger Regen ein. Die Folgen waren für viele kleine Ortschaften unterhalb des Haarstrangs verheerend. Am Ende wurden im Landkreis Soest 15 Dörfer von den Fluten verwüstet. Damals waren neben der Feuerwehr und dem THW auch Soldaten der Bundeswehr sowie der hier stationierten belgischen und kanadischen Streitkräfte mit im Einsatz. In weniger als 6 Stunden wurden Regenmengen von 85 mm registriert. Neben den genannten Städten waren auch Lünen, Arnsberg, Iserlohn und Castrop Rauxel betroffen. Die Lippe führte kein nennenswertes Hochwasser, dafür waren Nebenläufe wie der Mühlenbach bei Osttönnen, die Seseke und andere stark betroffen. Auch die Emscher trat im Bereich Dortmund über die Ufer.

Stadt Dorsten

Hochwasserschutz 2024

Stadt Dorsten bietet Bürger_innen günstige Sandsäcke zum Schutz von Gebäuden und Grundstücken vor Hochwasser an. Verkauf im Stadthaus an der Lippestraße.

Die Unwetter-Katastrophen der letzten Wochen beispielsweise in Spanien haben eindringlich gezeigt, welche gewaltigen Schäden Wasser anrichten kann. Die Stadt Dorsten informiert seit längerem umfassend über Möglichkeiten, die jeder nutzen kann, um Leben und Sachwerte im Notfall zu schützen. Ein wichtiges Hilfsmittel, um Türen oder Lichtschächte an Kellerfenstern gegen eindringendes Wasser zu sichern, sind Sandsäcke. Ab sofort bietet die Stadt Dorsten Bürger_innen geeignete Säcke zum Einkaufspreis von 0,50 Cent pro Stück zum Kauf an.

Bürgermeister Tobias Stockhoff: „In einem Notfall ist es immer wichtig, gut vorbereitet zu sein. Das gilt nicht nur für uns als Stadtverwaltung, sondern für jeden einzelnen von uns. Wir sollten dann genau wissen, was zu tun ist und möglichst die nötigen Hilfsmittel schon parat haben. Sandsäcke halten zwar keine schwere Flut auf. Wenn aber mehr Regen fällt, als die Kanalisation aufnehmen kann und das Wasser in den Straßen steigt, dann können sie verhindern, dass Wasser in Keller und durch Türen läuft und schwere Gebäudeschäden abwenden.“

Die Sandsäcke sind – natürlich noch nicht befüllt – im Stadthaus der Stadtagentur in der Innenstadt (Lippestraße 41) erhältlich. Je Bürger_in werden maximal 100 Stück ausgegeben. Bei größeren Bedarfen ist eine Sammelbestellung über die Stadt möglich. Die Beutel bestehen aus Polypropylen, sind uv-stabilisiert und somit über eine lange Zeit lager- und verwendungsfähig.

Gefüllt werden müssen die Sandsäcke in Eigenregie. Benötigt wird dafür normaler Bausand (Körnung 0-4) oder notfalls ein Sand-Kies-Gemisch (Körnung maximal 16). Für 100 Sandsäcke werden etwa 1,2 bis 1,5 Tonnen Material benötigt, das bei Baustoffhändlern bestellt werden kann oder in kleinen Mengen auch in Baumärkten erhältlich ist. Wer Platz dafür hat, sollte das Material rechtzeitig bestellen und lagern, eventuell auch schon einige Sandsäcke auf Vorrat befüllen. Ein perfekter Zwischenspeicher ist übrigens ein großer Spiel-Sandkasten, wenn es noch Kinder im Haushalt gibt.

Das Befüllen geht am einfachsten zu zweit: Einer hält den Beutel auf, einer schaufelt den Sand hinein. Die Säcke dürfen nicht zu dicht gefüllt werden, dann werden sie zu steif, können bei der Aufschichtung nicht ineinander gedrückt werden und dichten auch nicht mehr ab. Optimal ist eine Befüllung zu etwa 50 %, das entspricht 12 bis 15 Kilo Material. Wichtig: Die Säcke müssen gut verschlossen werden, die Beutel haben dafür ein Bindeband, Kabelbinder leisten auch gute Dienste.

Dicht an dicht verlegt, können Sandsäcke einen guten Verbund an Gebäudeöffnungen oder Grundstücksgrenzen bilden, um Wassereintritte zu begrenzen. Die Säcke werden dafür versetzt übereinandergestapelt, vergleichbar mit dem Verbund bei einem Mauerwerk. Kräftiges Festklopfen verdichtet den Schutzwall. Eine Tür vor der Verlegung mit Sandsäcken noch mit einer starken Folie abzudichten, kann einen zusätzlichen Schutz bieten.

Um die benötigte Menge für das eigene Haus zu kalkulieren, hilft eine Faustformel des Technischen Hilfswerks: Pro Meter Schutzlinie und zehn Zentimeter Höhe werden vier Sandsäcke benötigt. Um eine 100 Zentimeter breite Tür 40 Zentimeter hoch abzusichern, werden also 16 Sandsäcke benötigt. Für weitere Details gibt es beim THW online einen „Sandsackrechner“:

https://thwms.de/_v2/content/sandsackrechner/index.php

Nach der Benutzung sollten nasse Sandsäcke über den Hausmüll entsorgt werden. Falls sie bei einem Hochwasser besonders verschmutzt wurden – etwa durch ausgetretenes Öl – müssen sie in den Sondermüll. Tipp: Bei Rückbau und Entsorgung sollten immer wasserfeste Handschuhe getragen werden.

Weitergehende Infos:

Wie stark ein Gebäude von Hochwasser bedroht ist, kann für jede Adresse online in einem Risiko-Check ermittelt werden auf https://floodcheck.net/

Viele Tipps und Informationen zur Grundstücksentwässerung gibt es online auf einer Sonderseite der Stadt Dorsten: https://dorsten.buergerinfo-abwasser.de/

Eine Starkregengefahrenkarte für Dorsten gibt es im städtischen Geoportal auf der Seite https://geoportal.dorsten.de/Dorsten/ (Pfad: „Fachdaten – Natur und Umwelt – Hochwasser und Starkregen“).

Weitere Infos zu Notfällen auf https://www.dorsten.de/rathaus-stadt/buergerservice/notfallinfos