Vollgetextet

 

Im Cornelia Funke Baumhaus in Dorsten haben Jugendliche in einem Schreibworkshop im Rahmen des Kulturrucksacks NRW unter Leitung von Dörthe Huth eigene Texte geschrieben, in denen auch immer die Lippe ein Rolle spielt.

 

Lotta, 10 Jahre

Emmas Leben in Dorsten

Emma lebt in Dorsten. Sie ist 12 Jahre alt und geht in der Nähe der Stadtmitte zur Schule – und zwar auf das Gymnasium St. Ursula. Emma wohnt etwa 6 Kilometer Luftlinie von ihrer Schule entfernt in Wulfen. Ihre Straße ist das Markeneck. Dort lebt sie mit ihrer Familie in einem Haus mit großem Garten, in dem eine Schaukel und ein Pool stehen. Zu ihrer Familie gehört ihre Mutter Luise Müller, ihr Vater Luis Müller, ihre kleine Schwester Hannah, ihre große Schwester Ina und natürlich sie. Alle drei Geschwister haben ein Kaninchen. Emmas heißt Blacky, Inas Nele und Hannas Lilly. Alle drei Kaninchen leben zusammen in einem Stall mit großem Gehege im Garten.

Jetzt ist es 6:30 Uhr – das heißt, es ist Zeit zum Aufstehen. Als Emma und ihre große Schwester sich fertig gemacht haben und eine Kleinigkeit gegessen haben, fahren Emma und Ina mit dem Bus zur Schule. Ina ist 15 Jahre alt und geht auf dieselbe Schule wie Emma. Ihre kleine Schwester ist erst 8 Jahre alt. Sie geht in der Nähe von ihrem Zuhause auf die Montessori-Grundschule, wo Emma und Ina früher auch hingegangen sind.

Erst fahren Emma und Ina ein Stück mit dem Fahrrad, aber nur bis zur Bushaltestelle an der Potmere. Auf dem Fahrrad lässt Emma sich den noch etwas kühlen und nach Blumen riechenden Sommerwind um die Nase wehen. An der Bushaltestelle angekommen, schließen die beiden Geschwister ihre Fahrräder an die Fahrradständer. Wenig später kommt der Bus. Er ist schon relativ voll. Obwohl noch andere in den Bus einsteigen und keine Leute aussteigen, ergattert Emma mit ihrer Schwester noch einen Sitzplatz, indem sie in den Bus stürzen. Kurz danach fährt der Bus los. Über großteils holperige Straßen, zwischen Bäumen und Wiesen her, über die Lippe, danach am Atlantis sowie an den Mercaden vorbei. An der Schule angekommen, trennt Emma sich von Ina und geht rein, die Treppe hoch in ihre Klasse.

Nach dem heute total langweiligen Unterricht läuft Emma mit ihrer besten Freundin Cleo zur Bushaltestelle. Ina hat noch eine weitere Stunde Schule. Als Emma und Cleo auf den Bus warten, kommt und kommt er nicht. Nach 15 Minuten geben die beiden Freundinnen es auf und beraten sich. Sie kommen zu dem Entschluss, dass sie bis zu einer anderen Bushaltestelle laufen und dabei an der Lippe eine Pause machen. Also laufen sie los. Die Sonne strahlt vom Himmel, wobei es bestimmt schon 33 Grad warm ist. Zwischendurch setzen sie sich mal auf eine schattige Bank, wo es etwas kühler ist, und trinken etwas aus ihren Trinkflaschen, die sie in der Schule noch aufgefüllt haben. Emma lässt sich ihr kühles Sprudelwasser im Mund prickeln. Das fühlt sich lustig an. Nach ihrer kleinen Trinkpause laufen sie weiter.

An der Lippe angekommen, gehen sie über einen Deich einen Weg zum Ufer runter. Die Grillen summen angenehm, die Vögel zwitschern und ein kühler Wind weht. Obwohl sie schwitzen und man die Autos von der Straße hört, ist alles so schön idyllisch. Sie gehen noch ein Stück die Lippe aufwärts. Dort hören sie plötzlich jemanden schreien: „Hallo, hallo, kann mir jemand helfen?“ Emmas Herz schlägt schneller. Wie von selbst bewegen sich ihre Füße, sodass sie rennt. Cleo rennt ihr hinterher.

Unter der Brücke hört es sich so an, als würde es donnern. Das ist aber nur das Rattern der Autos, die über die Brücke fahren. Am Ufer entdeckt sie einen Kanufahrer, der nach Hilfe ruft. Emmas Schritte werden langsamer und ihr Herzschlag beruhigt sich etwas. Cleo wird auch langsamer.

Emma fragt: „Ist alles gut bei Ihnen?“ Der Kanufahrer antwortet: „Nein, ein Stock hat sich unter meinem Kanu verklemmt. Könnt ihr mir bitte helfen, indem ihr den Stock unter meinem Kanu wegzieht?“ Emma guckt Cleo an, die nicht so begeistert aussieht, sagt aber trotzdem: „Ja.“ Emma und Cleo stellen ihre Rucksäcke ab und nähern sich dem Kanu. Die beiden greifen nach dem Stock und ziehen dran. Mit einem Ruck löst sich der Stock. Nachdem der Kanufahrer sich bedankt hat, paddelt er weiter.

Die Freundinnen nehmen ihre Rucksäcke und laufen zur nächsten Bushaltestelle. Wenig später kommt schon der ziemlich leere Bus an. Emma und Cleo steigen ein. Kurz danach fährt der Bus weiter. Obwohl er nicht gerade voll ist, ist es heiß und stickig darin. Wieder an der Bushaltestelle Potmere angekommen, schiebt Emma ihr Fahrrad und Cleo läuft nebenher. Bei Emma Zu Hause springen die beiden direkt mit Anziehsachen in den kühlen Pool und genießen die Abkühlung.

Ende!

Johanna, 12 Jahre

Jerry und die Lippe

Hallo, mein Name ist Jerry. Ich bin fünf Jahre alt und der Kater von Johanna. Meistens liege ich tagsüber in ihrem Bett und schlafe, während ich nachts draußen bin. Manchmal erlebe ich kleine Abenteuer oder kämpfe um mein Revier.

Heute möchte ich euch auf meinen Tag und die darauffolgende Nacht mitnehmen. Morgens stehe ich wie immer (fast immer) pünktlich vor der Tür. Johannas Vater öffnet mir. Ich streiche ihm zur Begrüßung um die Beine und er begrüßt mich ebenfalls, indem er mich hinter den Ohren krault. Dann renne ich zum Futternapf und fresse das leckere Trockenfutter. Im Anschluss flitze ich nach oben zu Johannas Zimmer und janke laut. Kurz darauf öffnet sie mir die Tür. Ich begrüße sie mit einem Miau und reibe mich schnurrend an ihren Beinen. Dann springe ich auf meinen Schaukelstuhl und lege mich schlafen. Zwischendurch esse und trinke ich zwar etwas, und manchmal werde ich gekrault, aber sonst schlafe ich den ganzen Tag. Am Abend esse ich noch etwas Trockenfutter und auch ein bisschen Nassfutter und setze mich dann an die Haus- oder Terrassentür und janke.  Dann lassen mich entweder Johannas Eltern vor die Tür oder sie selber. Dann checke ich erstmal, ob in meinem Revier alles in Ordnung ist. Danach gehe ich auf die Jagd.

Da, ist das nicht eine Maus? Ich springe und sie windet sich unter meinen Pfoten. Ich beuge meinen Kopf hinunter, höre ihr verzweifeltes Quieken und spüre, wie sie sich wehrt. Dann beiße ich ihr in den Nacken. Ihr Körper erschlafft und ich schmecke das warme Blut in meinem Maul. Ich bemerke Befriedigung und gehe mit der Maus zu einem Baum. Mit Leichtigkeit klettere ich hinauf. Ich setze mich auf einen breiten Ast und esse die Maus.

 Als ich fertig bin, lasse ich meinen Blick über die Umgebung schweifen. Glücklich sehe ich mein wunderschönes Revier. Es ist so friedlich und doch wuseln überall die verschiedensten Tiere herum. Manche davon sind gute Beute, andere Rivalen und von wiederum anderen halte ich lieber etwas Abstand. Doch dort, ganz am Rande von meinem Revier, ist etwas Glänzendes. Ein Fluss, auch Lippe genannt. Ich persönlich war noch nie dort, aber ich habe schon einige Geschichten über die Lippe aufgeschnappt.

Diese haben mich neugierig gemacht, daher möchte ich heute Nacht auch einmal dorthin gehen.

Unten am Baum angekommen, spüre ich das Laub unter meinen Pfoten. Zuallererst blicke ich mich noch einmal um. Als ich sehe, dass alles in Ordnung ist, gehe ich los. Ich laufe durchs Gebüsch, über Straßen, über eine Wiese, vorbei an Tieren, Autos, Häusern, Menschen.

Nun stehe ich vor dem Damm. Langsam gehe ich herauf. Dabei spüre ich die Erde unter meinen Pfoten. Das hohe Gras streift meine Flanken. Als ich oben angekommen bin, bemerke ich den kühlen Wind, wie er durch mein Fell streift. Ich höre ein leises Rauschen und gehe nach unten. Dort sehe ich sie, die Lippe. Nun stehe ich direkt vor ihr. Ihr Anblick ist bezaubernd und irgendwie riecht die Luft frisch. Beim Anblick des Wassers spüre ich starken Durst und merke, wie trocken meine Kehle ist. Ich beuge langsam meinen Kopf nach unten und beginne zu trinken. Das kühle Wasser läuft meine Kehle hinunter und stillt meinen brennenden Durst. Plötzlich verliere ich den Halt und rutsche ab. Ich versuche mich festzuhalten, aber es funktioniert nicht und ich falle.

Kurz darauf merke ich auch schon, wie das eisige Wasser sich durch mein Fell frisst und ich keine Luft mehr bekomme. Panisch beginne ich zu paddeln. Ich schaffe es mit großer Anstrengung, die Wasseroberfläche zu durchbrechen. Die starke Strömung reißt an mir. Irgendwie schaffe ich es ans Ufer. Ich ziehe mich die leichte Böschung hoch und lasse mich ins weiche Gras fallen. Oh, wie gut es doch tut, wieder auf dem Gras zu liegen und wieder frei atmen zu können.

Schließlich mache ich mich auf den Rückweg, da es schon dämmert. Während ich laufe, trocknet mein Fell. Als ich vor der Tür janke, werde ich auch schon hereingelassen. Ich esse etwas und lege mich dann auf Johannas Bett schlafen und sauge ihren Duft in mich ein. Dann schlafe ich auf ihrer warmen Decke ein.

Myroslava, 9 Jahre

Moli Katze im Moviepark

Moli hat vor in Moviepark zu gehen. Moli nimmt Geld und geht. Moli steht neben Tor. Moli geht rein. Moli sieht Menschen. Moli sieht Achterbahn neben Menschen. Moli geht drauf. Plötzlich bricht Achterbahn. Moli fällt runter. Moli ist traurig. Moli wird in Krankenhaus gebracht.

Im Krankenhaus weint Moli. Moli ist verletzt. Doktor sagt: „Moli, du musst in Röntgenraum.“ Moli geht hin. Moli schaut sich um. Zu Moli kommt Ärztin. Ärztin sagt: „Moli, du musst Kleid aus Metall anziehen.“ Moli will nicht, aber Moli muss. Moli legt sich auf Tisch. Ärztin macht Bild von Molis Rücken. Moli schreit „Au!“

Ärztin kommt wie auf einem Pferd geritten und fragt: „Moli, was ist?“

Moli fragt: „Was soll denn sein?“ Dann geht Ärztin.

Moli schreit letztes Mal „Au.“ Dann haut Moli ab. Ärztin kommt dieses Mal nicht.

Moli hat Glück, weil Moli ist noch nicht draußen.

Nach Weile ist Moli draußen und rennt zur Lippe. Moli weiß nicht, was Lippe ist. Aber Moli glaubt, es ist ein Eiswagen. Moli geht zu Eisverkäufer und fragt: „Ist hier Lippe?“

Eisverkäufer sagt: „Lippe ist hier nicht.“ „Doch“, sagt Moli, „Hier steht Lippe drauf“.

„Aber Lippe ist Fluss“, sagt Eisverkäufer brüllend und geht rein.

Moli fragt sich: „Was ist Fluss?“

Im selben Moment kommt ein Kind und dann fragt Moli Kind: „Kind, was ist Fluss?“

Kind sagt: „Was Fluss ist, weiß jeder. Es ist doch einfach Wasser.“ Dann geht Kind wieder.

Moli denkt nach. „Jetzt weiß ich, was Fluss ist“, sagt Moli laut. Dann geht Moli auf Straße und ruft: „Taxi, komm her oder es wird für dich knapp.“

Dann kommt Taxi mit Taxifahrer. Er fragt: „Wo geht’s hin?“ Moli sagt: „Zur Lippe.“

An Lippe angekommen, bittet Taxifahrer um Geld. Aber Moli ist schnell verschwunden.

Als Moli nah genug an Lippe ist, springt sie hinein. Moli lässt sich wieder bis zum Moviepark gleiten.

Als Moli da ist, springt Moli sofort aus Wasser und rennt zum Moviepark. Im Moviepark angekommen, steht Moli neben Tor …

Und ihr wisst ja schon, was dann passiert. Alles fängt wieder von vorne an. Aber die Lippe kann Moli nicht mehr vergessen. Ende!

 

Fee, 10 Jahre

Das Ruhrgebiet

Im Bergbau, da hört man die Schippe.

Das Wasser hört man in der Lippe.

Die Lippe, die funkelt

so wunderschön.

Doch im Bergbau ist es dunkel,

da kannst du nichts sehen.

Die Lippe, die fließt,

das nimmt gar kein Ende.

Der Bergbau, der ist nur noch

ein leeres Gelände.

Was im Bergbau gemacht wurde,

verschmutzte das Wasser.

Die Erderwärmung,

die wird immer krasser.

Wir alle müssen zusammenhalten,

unsere Verschmutzung auf weniger schalten.

 

Fee, 10 Jahre

Drache flieg

Drache flieg, Drache flieg,

fliege hoch empor.

Drache flieg, Drache flieg,

an einen anderen Ort.

Drache flieg, Drache flieg,

fliege schnell und weit.

Drache flieg, Drache flieg,

ich weiß, du bist bereit.

Drache flieg, Drache flieg,

das Wasser ist so klar.

Drache flieg, Drache flieg,

Die Lippe ist schon nah.

Drache flieg, Drache flieg,

der Wind der wird schon mild.

Drache land, Drache land,

auf deinem Spiegelbild.